Das Bad Buchauer Unternehmen Kessler hat in der vergangenen Woche 162 Mitarbeitern gekündigt. Das teilte die Geschäftsführung auf Nachfrage der SZ mit. Grund für die Entlassungen seien sowohl die Konjunkturflaute im Bereich des Maschinenbaus als auch die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie.
Weiter heißt es, der Rückgang der Aufträge beim international tätigen Hersteller von Antriebs- und Systemtechnik betrage mehr als 25 Prozent. Bislang hatte Kessler insgesamt rund 800 Mitarbeiter.
Betroffen vom Arbeitsplatzabbau sind die Franz Kessler GmbH und die Kessler energy GmbH. Laut dem Unternehmen erfolgten die Entlassungen entsprechend sogenannter sozialer Kriterien, wie zum Beispiel Lebensalter oder Betriebszugehörigkeit.
Entlassene Mitarbeiter zeigten sich allerdings überrascht von dem Vorgehen des Unternehmens und bezweifeln, ob Kessler tatsächlich den sozialen Schutz ihrer Arbeitnehmer bei der betriebsbedingten Kündigung in Betracht gezogen hat. Der Betriebsrat des Unternehmens stand gestern nicht für einen Kommentar zur Verfügung.
Wir bedauern dies, jedoch sind diese Maßnahmen notwendig, um die Zukunft von Kessler zu sichern.
In einer Stellungnahme teilte die Geschäftsführung mit, dass sie mit dem Betriebsrat einen Sozialplan und Interessenausgleich abgeschlossen hat. „Wir können die Enttäuschung der Mitarbeiter nachvollziehen. Niemand möchte seinen Arbeitsplatz verlieren. Wir bedauern dies, jedoch sind diese Maßnahmen notwendig, um die Zukunft von Kessler zu sichern“, wird Geschäftsführer Jochen Glück in der Stellungnahme zitiert.
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Der SZ sagt Geschäftsführer Julius Herwanger: „Das Schicksal der Menschen, die jetzt ihren Arbeitsplatz verlieren, geht mir nah. Kessler ist sich seiner Verantwortung bewusst und hat daher entschieden, die betroffenen Mitarbeiter in Form einer Transfergesellschaft finanziell zu unterstützen.“
In Transfergesellschaft wechseln
Die 162 entlassenen Kessler-Mitarbeiter bekommen nun die Möglichkeit, in diese Transfergesellschaft zu wechseln. Dort erhalten sie einen Arbeitsvertrag für mindestens sechs Monate, 80 Prozent ihres vorherigen Lohns sowie Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen. Zusätzlich bietet Kessler den Gekündigten eine Abfindung an, die der Dauer der jeweiligen Betriebszugehörigkeit angepasst ist.
Entlassene Mitarbeiter des Unternehmens berichten, Kesslers Kündigung habe sie erstaunt. Das Unternehmen hat zwar jüngst darauf hingewiesen, dass Entlassungen nicht auszuschließen seien. Auch eine geplante Betriebsversammlung habe wegen der Corona-Krise nicht stattfinden können.
Trotzdem fühlt sich eine entlassene Mitarbeiterin, die ihren Namen nicht nennen möchte, im Stich gelassen: „Einer der Geschäftsführer hat mich persönlich angerufen und die Kündigung ausgesprochen. Aber vorab hatte es keine Gespräche oder Informationen über einen konkreten Arbeitsplatzabbau gegeben.“